Konzertreise 2014 an die Ostküste der USA

Day 1 – Ich hab´ im Koffer viele Anzüge

Samstag, 7. Juni 2014
“cabin ready, all doors in flight” – 13.14Uhr – der Pushback-Truck schiebt den A340-300 mit der Registrierung D-AIGZ aus der Parkposition. Das Cockpit startet die Triebwerke und die Maschine rollt gemächlich zur Startbahn 25C. Für viele beginnt damit ihr erster Langstreckenflug: 8,5 Stunden nach Philadelphia, USA, die erste Station auf unserer Konzertreise durch die Staaten. Rückschau: Beim morgendlichen Treffen am Chorheim in der Birkenwaldstraße ist das Einzige, das die große Aufregung und Vorfreude auf die lange Reise dämpft, die allgemeine Müdigkeit, was angesichts der Uhrzeit (5:45 Uhr) nicht verwunderlich ist. Nachdem alle Koffer eingeladen und die Eltern ausgiebig verabschiedet wurden, beginnen wir die ca 7000 Kilometer Wegstrecke, die heute vor uns liegen, mit der Busfahrt nach Frankfurt zum Flughafen. Da wir wider Erwarten auf der Autobahn schnell vorankommen, bleiben in Frankfurt rund 3 Stunden um den Flughafen zu erkunden und natürlich die Flugzeuge zu bestaunen, bis wir um 12:45 Uhr den Airbus besteigen. Der lange Flug verläuft ruhig und manche bekommen wegen der Unterhaltungssysteme an Bord (zur Auswahl stehen geschätzt 10000 Filme) kaum mit, dass wir soeben mal den Atlantik überquert haben. Auch die Verpflegung an Bord ist üppig und reicht von Rindergeschnetzeltem “Stroganoff” über Salat (mit zähflüssiger Soße) bis hin zum “Lufthansaschokotaler”. Um 14:58 Uhr Ortszeit (20:58 MESZ) landen wir in Philadelphia und nach erfolgreicher Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika (wir konnten die Einreisebehörde nach kurzer Diskussion davon überzeugen, dass es sich bei uns nicht um einen Kinderschmuggelring handelt) werden wir von unseren Gasteltern herzlich in Empfang genommen. Die einzige Wegstrecke, die es jetzt noch zu überwinden gilt, ist die nach Hause und dann in die Betten, auch wenn es erst früher Abend ist (ca. 20 Uhr). Denn in Deutschland ist es schließlich schon 2 Uhr nachts, so dass wir nun einen aufregenden 20/21-Stunden-Tag hinter uns haben. Doch nun sind wir in Amerika und vor uns liegen ereignisreiche Tage… PS.: Hier ist alles wie im Hollywood-Film.

Day 2 – Big, Bigger, USA

Sonntag, 8. Juni 2014
Nur ungern quälen wir uns aus unserer äußerst komfortablen gefühlt 1 Meter dicken Matratze in einem wunderschönen Haus in einer Vorstadt Philadelphias. Warum hier alles wie im Film ist? Große Autos, große lange Straßen, große Brücken, viele nette Menschen, endlose und gemütliche Vorstädte. Es ist einfach schön hier. (Die Kühlschränke sind übringes auch 1 Meter breit und bis oben hin voll) Der erste Auftritt der Hymnus-Chorknaben überhaupt auf einem anderen Kontinent wird heute morgen in genau so einer Vorstadt stattfinden. Wir singen beim “Principal Service” in der St. Pauls Episcopal Church im Elkins Park. Es handelt hierbei sich um eine Kirche aus dem 19. Jahrhundert, allerdings im Baustil der englischen Gotik mit einem äußerst freundlichen Reverend (Pfarrer), der selber über Knabenchorerfahrung verfügt und den Gottesdienst durch sein engagiertes Auftreten zu einem echten Erlebnis werden lässt. Tom David und Orestis tragen entscheidend dazu bei, dass das Pfingstwunder (Verkündigung des Evangeliums in verschiedenen Sprachen) erlebt werden kann, in dem sie mit fünf anderen Darstellern gleichzeitig einen Bibeltext aus der Apostelgeschichte vorlesen. Jeder spricht in seiner Sprache (Deutsch, English, Schottisch, Afrikanischer Dialekt, Französisch,…). Ein ganz schönes Durcheinander, aber eindrucksvoll. Außerdem dürfen wir am Abendmahl teilnehmen und wünschen uns beim gemeinsamen Friedensgebet ein herzliches “Peace be with you”. Nach dem Gottesdienst geht es zurück in die Gastfamilien. Hier werden ganz verschiedene Sachen unternommen: Die einen erkunden die Stadt, die anderen holen sich einen Sonnenbrand im Whirlpool. Abends wird es nochmal interessant: Wir treffen den Männerchor des Keystone State Boys’ Choir (KSB) und dürfen drei Stücke zu ihrem Graduation Concert beisteuern. Graduation bedeutet in dem Fall den Abschluss der High School, womit im KSB auch offiziell die Mitgliedschaft im Chor endet. Zu dieser Feier singt der Chor in verschiedenen Besetzungen, vom Kammerchor (20) bis hin zu einer großen Männerchorbesetzung (ca. 80) gemeinsam mit ehemaligen Sängern des Chores. Zwischen den einzelnen Stücken werden hierbei die aus dem Chor ausscheidenden Sänger geehrt. Das Programm des KSB reicht hierbei von klassischer geistlicher Chormusik (das dem HYMNUS-Mänerchor wohlbekannte “Beati mortui” von Felix Mendelssohn Bartholdy) bis hin zu modernen Arrangments, bspw. von Louis Armstrongs Evergreen “What a wonderful world”. Nach knapp zwei Stunden sind dann alle Graduating Seniors gebührend verabschiedet und nach den reichen Eindrücken aus diesem ganz besonderen Konzert geht es zurück zum Swimmingpool (zu den Gastfamilien). Der erste volle Tag in den USA ist vorbei. Ein bisschen merken wir die Zeitverschiebung schon. Und beenden diesen Blog um 05.19 Uhr (MESZ). Wir sind etwas müde 😀

Day 3 – “Talar und Whirlpool” 😀

Montag, 9. Juni 2014
Der dritte Tag beginnt schon viel ausgeruhter. Man gewöhnt sich langsam an die Zeitverschiebung. Am Morgen fahren wir mit einem typisch amerikanischen Schulbus in die Joseph Pennel School, eine Grundschule in einem sozialen Brennpunkt in einem Vorort von Philadelphia. Ungefähr hundert Kinder sitzen im Auditorium der Grundschule um uns und Mister Fisher (dem Associate Music Director des KSB) zuzuhören und fleißig mitzumachen. Zum einen wirkt die Schule an sich sehr typisch amerikanisch und zum anderen ist es beeindruckend, wie Mister Fisher mit einer Art “Musikunterrichtsschow” die anscheinend schwierigen Kinder (und uns) in seinen Bann zieht. Immer wieder stellt er den Kindern fragen für deren Beantwortung es einen kleinen Preis gibt. Herr Homburg bringt den Kindern mit unserer Hilfe die englische Fassung von Bruder Jakob bei (wir bekommen sogar einen vierstimmigen Kanon hin) und im Gegenzug lernen wir von den Schulkindern mit Hilfe von Mister “Steve” Fisher das ein oder andere amerikanische Schullied. Nach dem “Workshop” mit den Kindern gehen wir direkt ins Proben über und nach ein paar Feinschliffen am Konzertrepertoire werden die mitgebrachten Lunchpakete verspeist, wobei die ein oder anderen hier massiv von der Großzügigkeit ihrer Gastfamilie profitieren. Anschließend soll die die Innenstadt von Philadelphia erkundet werden. Nachdem uns der direkt vor der “Liberty Bell” und der “Independence Hall” ausgespuckt hat, heißt es Kleingruppenzeit. Es wird das Rathaus oder das Flussufer besichtigt, Souvenirs werden gekauft und ein Eis wird gegessen, dann ist die Zeit auch schon wieder vorbei und die Anspielprobe für das erste richtige Konzert der Reise in St. Paul’s ruft. Nach etwas schwieriger Probe nach einem kräftezehrenden Tag gelingt uns dann aber ein wirklich überraschend gutes Konzert. Die Kirche und die Begeisterung der Konzertbesucher tragen uns durch den Auftritt und nach langem Applaus erhalten wir vom Chefdirigent des KSB Mister Fitzmartin ein ehrliches und dickes Lob (“it was really stunning”).

Day 4 – NEW YORK !

Dienstag, 10. Juni 2014
Wie der gestrige Tag beendet wurde, so beginnt der heutige: Singenderweise. Um 8:30 Uhr wird zur Probe gebeten um sich auf den heutigen kurzen Auftritt beim Mitarbeiterpicknick von Trumpf (ein wichtiger Maschinenbauer aus DITZINGEN) vorzubereiten. Danach nehmen wir dann mit dem Bus die 50 Meilen zur Trumpfniederlassung in Cranbury in Angriff und nachdem wir eine kühle Erfrischung in Form von beliebten Soft-Drinks bekommen haben, geben wir in der Mittagshitze eine kleine Auswahl aus unserem 3 Kilogramm schweren Konzertreisenrepertoire zum Besten. Zur Belohnung gibt es danach Leckeres (vom Grill) und Fisch, ehe der Männerchor mit seinem Evergreenbarbershop “Judgement day” die Stimmung zum Kochen bringt und wir uns mit dem in Amerika traditionell zu Neujahr gesungenen “Nehmt Abschied, Brüder” aus Cranbury verabschieden. Noch einmal stehen 50 Meilen Busfahrt mit dem verheißungsvollen Ziel New York an. Während wir über die große Washington-Brücke von New Jersey in den Big Apple fahren, ist die Skyline im Dunst zwar nur schemenhaft zu erkennen, aber beim ersten Anblick dieser werden panisch alle zur Verfügung stehenden Kameras gezückt. In New York wird das Hostel in der Upper West Side bezogen, danach geht es mit 54 Subway-Sandwiches (Länge: 30 cm) bewaffnet zum Central Park, um dort zu picknicken. Nach dem vielen Sitzen im Bus ist die Gelegenheit willkommen, sich etwas zu bewegen, wobei angesichts der hohen Temperaturen noch eine spontane Wasserschlacht entsteht. Danach geht es zurück ins Hostel, schließlich müssen wir für unseren Auftritt morgen am Broadway wieder fit sein.

Day 5 – Ein langer Tag, mit vielen, vielen Endrücken

Mittwoch, 11. Juni 2014
Central Park, Freiheitsstatue, ein amerikanischer Flugzeugträger, Empire State Building, World Trade Center, United Nations, Rockefeller Center, Trump Tower, Times Square … und die Actors’ Chapel: Der Tag war, wie man sieht, voll und erlebnisreich. Aber der Reihe nach. Der Tag beginnt stilecht mit einem Frühstück im Ballroom des Hostels. Während sich unsere Konzertkleidung per Großraumtaxi auf den Weg zur Kirche macht, begibt sich der Chor auf die erste Fahrt mit der originalen New Yorker Untergrundbahn. Allein die ist schon ein Erlebnis für sich. Aber als wir am Columbus Circle, am südlichen Ende des Central Park, aussteigen und vor unseren Augen die ersten Wolkenkratzer aufragen, ist dem Staunen kein Ende mehr gesetzt. In anderthalb Stunden wird das Gebiet um die Fifth Avenue erkundet, einschließlich der obligatorischen Besuche bei Abercrombie und Hollister. Nachdem alle Gruppen den Weg aus dem Großstadtdschungel zum Treffpunkt rechtzeitig gefunden haben, folgt der Marsch zum Anleger für unsere nächste Etappe: eine Bootsrundfahrt rund um Manhattan. In einer Stadt wie New York eine Horde von 10- bis 14-jährigen Jungen beisammenzuhalten, ist eine Kunst für sich – die Chorleitung und die meisten Männerchörler selbstverständlich perfekt beherrschen. Auf dem Boot erklärt uns Bruce Willis (der sich anscheinend als Tourguide verkleidet hat) alles Wissenswerte über die Stadt New York. Damit ist eine ganze Reihe der im Eingangssatz genannten Orte abgehakt und die Fotoapparate laufen heiß. Die Freiheitsstatue sehen wir aus nächster Nähe, ebenso wie die berühmte Skyline von New York City. Nun aber ruft die Pflicht: Das Konzert in der Actors’ Chapel am Broadway steht an. Diese katholische Kirche steht inmitten der regen Theaterszene New Yorks (direkt gegenüber läuft “The Book of Mormon”) und hat einen eigenen Schrein für die Schutzpatrone der Künstler. Ein besonderes Schmuckstück ist die Orgel, die vor erst zwei Jahren generalüberholt wurde. So lange reichen übrigens auch die Planungen für diese Reise zurück. Mit “The Lord is my Shepherd” und “Jesus bleibet meine Freude” rühren wir die Herzen der Zuhörer, mit “Singet dem Herrn” stellen wir ihnen gelungen ein besonderes Schmuckstück der deutschen Knabenchorliteratur vor. Trotz des anstrengenden Tages liefern wir auch mit dem restlichen Programm ein gelungenes zweites Konzert ab und verabschieden das Publikum mit “Verleih uns Frieden” als Zugabe. Heute gibt es ungewöhnlich viel “Laufkundschaft”, und auch der Klang der Großstadt klingt mit Hupen und Feuerwehrsirenen ab und an in die Kirche durch – New York, wie es leibt und lebt. Einen anderen “Klang der Großstadt” erleben wir beim Abendessen in “Ellen’s Stardust Diner”, wo wir bei Salat, Cheeseburger und Eiscreme die Live-Acts der singenden Kellnerinnen und Kellner bestaunen. Von diesem “Singing Waitstaff” haben es schon etliche als professionelle Sänger an den Broadway geschafft. Und für einen hält der Abend hier noch eine besondere Überraschung bereit: Unser Geburtstagskind Julian (12 years – Happy Birthday) wird auf die Bühne geführt und erhält vom ganzen Restaurant ein Geburtstagsständchen mit anschließendem kleinen Interview. Die letzte Etappe legen wir wieder zu Fuß und mit der U-Bahn zurück: Über den Broadway laufen wir zum hell erleuchteten Times Square und dann weiter durch das nächtliche New York am Rockefeller Center vorbei zum Columbus Circle. Da endet also unsere Rundreise und mit der Subway fahren wir zurück ins Hostel. Mittlerweile ist es 23 Uhr, die Eindrücke des Tages wollen verarbeitet werden, und alle Knaben fallen sofort in die Betten. Morgen haben wir einen langen Reisetag vor uns.

Day 6 – „Knabenstimmen klingen einfach schöner“ (abgesehen von Männerstimmen natürlich!!!)

Donnerstag, 12. Juni 2014
-Zitat H.-F. Kunz- Diese Weisheit nehmen wir aus sieben Stunden Busfahrt von New York nach Burlington (Vermont) mit, aus der der heutige Tag hauptsächlich besteht. Zum Glück hat unser FSJler Jakob verschiedene von VHS-Kassetten gerettete (Uralt-)Dokumentationen über den HYMNUS auf eine DVD gebrannt, die zumindest einen kleinen Teil der Fahrt sehr kurzweilig gestalten. Denn tatsächlich ist die selbstgebrannte DVD die einzige aller mitgebrachten Filme, die von dem amerikanischen Player im Reisebus wiedergegeben werden kann. So können wir den HYMNUS der Wilhelm-Zeit (1976) ebenso erleben, wie den unter Hanns-Friedrich Kunz (1995) – und der ein oder andere aktuelle Männerchörler entdeckt das eigene Männerchor-Idol aus seiner Knabenzeit im Talar. Beim Repertoire findet sich auch für die Knaben Wohlbekanntes wieder, so dass im Bus zeitweise der Hymnus von vor 40 Jahren gemeinsam mit dem aktuellen zu hören ist. Nach einer dennoch sehr langen Busfahrt sind alle froh, als wir abends endlich Burlington erreichen. Der Kontrast vom großen, lauten und pulsierenden New York zum beschaulichen und ruhigen Burlington könnte hierbei größer kaum sein. Im Restaurant Pucinella’s wartet ein vielfältiges, schmackhaftes und großzügiges Buffet zum Dinner auf uns und auch die Gasteltern sind bereits für ein erstes Kennenlernen anwesend. Nach dem Essen werden dann die Quartiere verteilt und so neigt sich ein relativ ruhiger Reisetag dem Ende entgegen. Morgen warten dann mit dem Konzert in der First Congregational Church wieder eine musikalische Aufgabe auf uns, die wir nach der heutigen Pause etwas erholt angehen können…

Day 7 – Gute Aussichten

Freitag, 13. Juni 2014
Um 8:32 Uhr werden wir bei strahlendem Sonnenschein von einem singenden Vöglein geweckt und nachdem mit einem einfachen Handgriff das Rollo geöffnet wurde, erblicken wir die idyllischen Berge auf der anderen Seite des Sees. Nach einem ausgedehnten Frühstück geht es dann zur morgendlichen Probe in die Kirche. Dort begegnen uns interessante und spannende Dinge, wie blökende Ziegen und stechende Disteln. Im Anschluss wird Burlington in Kleingruppen erkundet. Hierbei erfreut sich vor allem die Waterfront großer Beliebtheit, denn bei angenehmen 69 Grad Fahrenheit bietet das kristallklare Wasser eine willkommene Erfrischung. Am späten Nachmittag steht dann die Anspielprobe für das Konzert in der Congregational Church an, hierbei deutet sich schon ein äußerst gelungener Auftritt an. Besonders Mendelssohns “Herr nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren” wird im Konzert in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche zu einem echten Gänsehauterlebnis. Nach minutenlangem Applaus geben wir mit Schumanns Zigeunerleben eine lebendige Zugabe zum Besten.

DAY 7 – Peace, Hymnus and Ice Cream!

Freitag, 13. Juni 2014
Um 6:32 Uhr werden wir bei bedecktem, regnerischem Himmel von unseren Handys geweckt. Nach einem reichhaltigen Frühstück in den Gastfamilien geht es dann zur morgendlichen Probe in die Kirche, so dass wir uns schon einmal an die doch sehr trockene Akustik gewöhnen können und wissen, worauf es am Abend ankommen wird. Im Anschluss wird Burlington in Kleingruppen erkundet. Hoch im Kurs stehen mal wieder Klamottengeschäfte, Souvenirläden und Sportbars, es ist ja schließlich WM. Aber auch die Waterfront, die Küstenlinie des Lake Champlain innerhalb Burlingtons mit einem schönen Panorama auf das gegenüberliegende Ufer und die Berge, wird erkundet und Pascal geht baden. Am späten Nachmittag steht dann die Anspielprobe für das Konzert in der Congregational Church an, die in diesem Fall hauptsächlich eine Stellprobe ist, da uns der unkonventionelle Bühnenaufbau alle logistischen Fähigkeiten abverlangt. Nachdem diese Probleme gelöst sind, deutet sich schon ein gelungener Auftritt an. Besonders Mendelssohns “O lux beata trinitas” erklingt im Konzert in der gut gefüllten Kirche besonders gut, ebenso wie Hammerschmidts “Schafe in mir Gott”. Außerdem geben wir Stücke von Britten, Bach und Reger zum Besten. Nach langanhaltendem und begeistertem Applaus (die ganze Kirche erhebt sich zu standing ovations) geben wir noch mit Goodalls “The lord is my shepherd” eine anrührende Zugabe zum Besten. Nach dem Konzert steht noch ein besonders schmackhaftes Erlebnis zum Ausklang des Tages an: Bei Ben & Jerry´s, der mittlerweile weltweit berühmten Eismarke, die aber ursprünglich aus Vermont kommt, erhält der ganze Chor von unserem Gastgeber John ein Eis spendiert – ein musikalisch und kulinarisch gelungener Tagesabschluss.

Day 8 – Der Männerchor heißt Männerchor, weil er aus Männern besteht

Samstag, 14. Juni 2014
Freier Tag – das klingt doch super, heißt aber nicht, dass wir nichts unternommen hätten! Im Gegenteil: Nach gemütlichem Ausschlafen in den Gastfamilien, treffen wir uns um 10:30Uhr am Pucinella’s, um mit dem Bus zur Shelburne Farm zu fahren. Dies ist ein großer Gutshof in den grünen Hügeln von Vermont und erinnert vom Aussehen her an eine Mischung aus Harry Potter und Herr der Ringe. Bei strahlendem Sonnenschein können innerhalb von vier Stunden verschiedenste Tiere, vom Huhn bis zum gigantischen Wildschwein, bestaunt und gestreichelt, Käse gekostet und eine Kuh gemolken werden. Außerdem genießen wir ein äußerst großzügiges Lunchpaket und auch ein Kick und die inzwischen obligatorische Footballrunde können aus den Wiesen steigen. Nach einem ausführlichen Wendemanöver des Busses mit Aus- und erneutem Zustieg der Besatzung am Lake Champlain geht es dann zum Mount Philo, den wir innerhalb von sagenhaften 25 Minuten besteigen. Oben angekommen bietet sich eine gigantische Aussicht über den See und die ländliche Landschaft Vermonts bis nach New York (gerüchteweise sieht man sogar den Times Square… ). Die ebenfalls auf dem Gipfel anwesende Hochzeitsgesellschaft bekommt spontan vom Männerchor noch ein Ständchen gesungen. Und nachdem wir unsere Wegzehrung, selbstgemachte Müsliriegel, verspeist haben, geht es wieder an den Abstieg. Denn unser Gastgeber John lädt den Chor zu einem gemeinsamen Barbecue in Burlington ein. Man könnte den Eindruck bekommen, wir hätten nur gegessen – was nicht ganz von der Hand zu weiser ist. Direkt an den Wasserfällen des Winooski Rivers genießen wir gemeinsam mit unseren Gastfamilien ein reichhaltiges und unglaublich leckeres Buffet. Nachdem der Chor zum Dank gesungen hat, bekommt John für seine großartige Gastfreundschaft die Ehrenhymnusnadel verliehen. Mit einigen Barbershops des ausschließlich aus männlichen Männern bestehenden Männerchores rundet der Männerchor der Hymnusmänner den Abend ab. Oh Mann, es wird spät! PS: Mann oder nicht Mann, das ist hier die Frage … PPS: Der Knabenchor heißt Knabenchor, weil er aus Knaben und Männern besteht!

Day 9 – “How shall we entertain our boys?!”

Sonntag, 15. Juni 2014
“How shall we entertain our boys?!” Diese Frage (Originalzitat!) stellt sich am Sonntag so manche Gastfamilie in Burlington, denn der Reisekalender weist als erste Uhrzeit 3 p.m. aus. Der Vormittag steht zur freien Verfügung, und da das Wetter sich von seiner besten Seite präsentiert, lautet für die meisten die Antwort: Let’s go to the beach! Der North Beach von Burlington ist der Strand, an dem (Sonnen-)Milch und Honig fließen. Der eine oder andere Sonnenbrand überrascht trotzdem manchen. Fußball spielen, mit deutscher Ingenieurskunst Sandburgen bauen oder sich in die kalten Fluten des Lake Champlain stürzen – es ist für jeden etwas dabei. Natürlich achten wir mit Freuden darauf, unsere zarten Stimmen dabei nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Nachmittags wird es ernst: Unser Bus (oder einer seiner Zwillinge) bringt uns in das nahegelegene Middlebury. Die freundlich und hell gestaltete Kirche der Champlain Valley Unitarian Universalist Society hat zwar keine Orgel, dafür einen guten Steinway-Flügel. Da unser Organist mit dessen drei Pedalen bei Bachs Präludium und Fuge in C-Dur nicht weit kommen würde, übernimmt Herr Homburg diesmal bei diesem Stück die Pedalpartie auf dem Klavier. Auch die restlichen Stücke kommen beim Publikum – die Kirche ist bis auf den letzten Platz besetzt – gut an. Zwar ist der Hall eher bescheiden, aber wir hören einander gut und können schöne bis gewagte Akkorde basteln. Mit Standing Ovations werden wir auch hier aus der Kirche verabschiedet. Einige der Konzertbesucher gratulieren uns auch zum Durchhaltevermögen in schwierigem Klima – das eingangs erwähnte Wetter hat sich nämlich den Tag über gehalten. Gut gelaunt fahren wir zurück nach Burlington und genießen die letzte Nacht bei unseren Gastfamilien. Morgen steht die Fahrt nach Boston an.

Day 10 – Endspurt!

Montag, 16. Juni 2014
Pulcinella’s! Diesen Schriftzug am Burlingtoner Restaurant werden wir heute zum letzten Mal lesen, und das tut schon ein bisschen weh, denn er stand nicht nur für den Treffpunkt zu diversen Busabfahrten, sondern auch für Unmengen an Verpflegung. Für die heutige Fahrt werden von dort belegte Brote und Cookies herangekarrt, bevor sich der Bus Richtung Boston in Bewegung setzt. An Bord eine Horde Jungen, von denen die Gastfamilien beim Abschied geschwärmt haben: “So well-behaved!” Nach vier Nächten in Burlington fällt der Abschied schwer, was durch unser Ständchen “Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr” nicht versüßt wird. Sehr versüßt dagegen (noch süßer als die original Vermonter Zuckerwatte, die wir dabei haben) wird der Trip durch das WM-Spiel Deutschland gegen Portugal, das wir zur besten Sendezeit (12 Uhr Ortszeit) live im Radio verfolgen können. Ein Tor folgt dem nächsten, Manuel Neuers Kasten bleibt leer und am Ende steht es 4:0 für Deutschland. So sieht Motivation aus. (Gerüchtehalber wurde übrigens der Termin für das Gruppenspiel gegen die USA aus diplomatischen Gründen nach unsere Konzertreise gelegt.) In Boston angekommen werden wir, mit einigen Umwegen, an der wunderschönen St. Ignatius Church auf dem Campus des Boston College abgesetzt. Nach der langen Busfahrt brauchen wir erstmal eine Erfrischung und die benachbarte Eisdiele sowie der Laden einer berühmten Donutkette werden okkupiert. Das letzte Konzert der Reise ist, für die Größe der Kirche, sehr gut besucht. Ein sehr schönes Konzert in einer sehr schönen Kirche beendet somit den künstlerischen Teil unserer Konzertreise. Nach dem Konzert werden die Knaben für eine Nacht von Gastfamilien aufgenommen.

Day 11/12 – Gleich wie das Gras vom Rechen

Dienstag, 17. Juni 2014
Der letzte Tag bricht an! Aber bevor es heim geht, dürfen die Kleingruppen für ganze drei Stunden Boston erkunden – alle merken schnell: es lohnt sich. Egal ob Hafen, Shoppen oder Harvard, Boston ist schön und es macht allen Spaß, vor dem 7-Stunden-Flug die Beine zu beanspruchen. Zurück am Treffpunkt geht es auch schnell mit dem Bus weiter zum Logan International Airport (BOS). Hier sind wir so früh da, dass wir unsere Boeing 747-400 D-ABVR sogar bei der Landung bewundern können. Mit etwas Verspätung heben wir um 17:10 Ortszeit ab. Der Flug verläuft sehr ruhig. Die meisten verschlafen den einmaligen Blick auf Irland bei Nacht, mit tausenden von Lichtern, oder den wunderschönen Sonnenaufgang. Um 5:45 landen wir schließlich in Frankfurt. Im Bus merken wir, dass uns der Flug, dank Zeitverschiebung, 6 Stunden von der Nacht geklaut hat. Deswegen freuen sich alle, als die Eltern in der Birkenwaldstraße Spalier stehen und uns schnell nach Hause bringen – Jetzt erstmal durchatmen! Wir wollen uns an dieser Stelle bei unseren Lesern bedanken und wünschen allen Sängern ein paar erholsame Tage, bevor der Alltag wieder seinen Lauf nimmt. Das Blog-Team

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