Konzertreise 2022 nach Mitteldeutschland, Berlin und Polen

In blauem Meer liegen eine größere und eine kleinere Insel, im Vordergrund die größere, Helgoland, und im Hintergrund, die Düne.

Tag 1 – Es geht los!

05.06.22

Es ist früh am Morgen und gießt aus allen Kübeln. Ein paar Eltern winken unter dem Schutz von großen Regenschirmen dem vollgepackten Kappus-HymBus hinterher. Die Wolken schwinden und die Stimmung steigt. Die 390km lange Route führt uns durch Franken und Thüringen zu unserem ersten Ziel: Erfurt! Dank freien Straßen und vielen Spielen wird die Fahrt zu einem kurzweiligen Vergnügen. Die frisch gebackenen Geburtstagsmuffins (lecker!) eines MCs ersetzen den Nachgeschmack des Mittagessens bei einem Gourmet-Franchise in Suhl. Wir lieben es.

Nach der Ankunft in Erfurt haben wir noch eine knappe Stunde Zeit, die Altstadt in unseren Kleingruppen zu erkunden. Ob ein Eis auf der Krämerbrücke oder eine Runde Fußball auf dem Domplatz – es ist für jeden etwas bei.

Während es draußen wieder beginnt zu regnen, finden wir uns zur Probe im Augustinerkloster ein. Die alten Mauern, zwischen denen auch schon ein gewisser Martin Luther in seiner Zeit als Ordensbruder sein Unwesen getrieben hat, haben ihren alten Charme nicht verloren. Die letzten technischen Probleme bei unserem neuen Kretz-Magnificat werden behoben und unser Gastgeber, Kantor Ehrenwert, empfängt uns herzlich mit Hefezopf, der auch für eine Speisung der 5000 gereicht hätte. Wir sollen alles aufessen und geben unser Bestes.

Zum Auftaktkonzert ist die Kirche voll und wir genießen beim Singen die schöne Akustik. Lediglich unser Organist Hannes absolviert einen Marathon, bei dem er zwischen 3 Orgeln hin und her wechseln muss. Das Publikum bedankt sich mit einem kräftigen Applaus und Standing Ovations.

Sobald alles wieder im Bus verstaut ist, machen wir uns schnell auf den Weg nach Weimar, wo unsere heutige Unterkunft ist. Nach einem reichhaltigen Abendbuffet lassen wir den Tag bei Fuß- und Spikeball ausklingen. Alle fallen müde ins Bett und träumen von Berlin.

Tag 2 – Berlin, ein One-Night-Stand

06.06.22

Ausgeschlafen, quickfidel und gut gestärkt brechen wir morgens in Weimar auf. Auf der dreieinhalbstündigen Fahrt nach Berlin erklärt uns Herr Homburg am Mikrofon die geschichtliche Bedeutung der Ortschaften entlang der Strecke. Hier wirkten Persönlichkeiten wie Luther, Schütz, Bach, Goethe oder Gropius und leisteten Bedeutendes in Religion, Musik, Philosophie und weiteren Disziplinen zwischen gemütlichen Wäldern und Hügeln, die wir durchqueren.

In Berlin erwartet uns ein sehr buntes Mittagsessen (Gulasch mit Reis, Spaghetti an Currysauce und dazu Kartoffeln) im Jugendgästehaus und wir genießen noch eine kleine Mittagspause im anliegenden Park. Auf der Busfahrt zum Dom vorbei am Brandenburger Tor, vielen Botschaften und der Humboldt-Uni wünschen sich alle noch mehr Zeit, um die Stadt zu sehen, jedoch würde dazu selbst eine ganze Woche nicht ausreichen.

Die Zeit im Dom ist wertvoll und muss gut genutzt werden. Während Hannes alle 113 Register und 7269 Pfeifen der großen Domorgel ausprobiert, baut das Technikteam schon die Live-Elektronik für das Kretz-Magnificat auf. Der beeindruckend große Kirchenraum des Raschdorff-Baus fordert uns alle durch seine schwierige Akustik. Jedoch sind alle Sänger sehr konzentriert bei der Probe und wir finden durch eine neue Programmreihenfolge für jedes Stück die bestmögliche Aufstellung.

Von der Probe aus laufen wir angeführt von Frau Suhr (und ihrem roten Regenschirm) zum neuen Stadtschloss, wo uns im Restaurant des Humboldt-Forums ein festliches Abendessen erwartet. Neben Hähnchenstreifen mit Champignons und Spätzle oder einem veganen Curry ist die Mousse au Chocolat an Mangosauce das kulinarische Highlight des Tages. Mit vollen Bäuchen rollen wir zur Domtreppe und machen noch ein Gruppenbild, bevor wir uns in die Konzertkleidung zwängen.

Das Konzert ist ein voller Erfolg und alle haben sichtlich Spaß an der Musik. Der Chor schickt schönste Klänge von Kuppel zu Kuppel und Hannes zieht bei Messiaen alle Register. Als Special Guest folgte der Senior-Influencer Günter Krabbenhöft (alias „Techno-Opa“) unserer Konzerteinladung und nimmt sich im Anschluss noch Zeit für den Chor. Danach geht es schnell ins Hostel und die Knaben gehen bald ins Bett. Die Stadt hat schließlich zu jeder Zeit etwas zu bieten – der Rest ist Musik…

 

Tag 3 – “Gooool!“(Tooor!)

Die ersten Sonnenstrahlen des dritten Tages leuchten hell in die Zimmer, sodass das Weck-Team heute wenig Arbeit hat – noch ist das Wetter vielversprechend. Nach dem Frühstück wird schnell gepackt und als endlich die vierte Karte von Zimmer 115 gefunden ist, können wir auch schon losfahren.

Noch ist die A12 frei und wir nähern uns schnell der Grenze. Kurz nach Frankfurt (Oder?) überquert der Hymbus die polnische Grenze. Unser Busfahrer muss eigentlich nur kurz an der ersten Tankstelle ein Mautgerät für die Autobahn hier besorgen, doch wir geraten auf dem großen Gelände in ein LKW-Chaos und stecken zwischen vielen Fahrzeugen fest, die alle wieder auf die Autobahn wollen. Nach 40 min geht es langsam weiter. Es ist inzwischen Mittag und wir müssen nun für unseren Fahrer eine Dreiviertelstunde Pause machen. Der Hunger und die verhältnismäßig günstigen Preise ermuntern viele dazu, sich an der Tankstelle mit Chips, Cola und Hot Dogs einzudecken. Wir fahren weiter und geraten sofort in den nächsten Stau. Es erklingen in regelmäßigen Abständen „Happy Birthday“ und andere Evergreens; scheinbar sehnen sich alle nach der nächsten Probe. Nach einer weiteren halben Stunde können wir endlich unsere Reise nach Posen (Poznań) fortsetzten.

Dort erwarten uns schon die Geschäftsführerin des dortigen Knabenchores und unser frisch genesener Star-Bassist Sinan. Der Bus lädt uns an der „Mensa Biesiada“ ab und es gibt um 16:30 endlich das lange erwartete Mittagessen. Nach einer Pilzsuppe gibt es zu Reis und Kartoffeln Gemüseeintopf oder Braten. Durch den großen Hunger sind die meisten Teller leer. Wir müssen uns beeilen, da unser Gastgeberchor uns schon lange erwartet. Nachdem alle ihre Kleidung abgelegt und Sportsachen angezogen haben, geht es zu einem Fußballplatz, wo wir zu einem Turnier verabredet sind.

Der Nieselregen trübt die Stimmung keineswegs und alle sind im Fußball-Fieber. In drei Altersgruppen treten jeweils die Chöre gegeneinander an. Unsere Jungs sind in bester Verfassung und können in allen Spielen gewinnen! Unsere Gastgeber haben für diesen Anlass eigene Holz-Medaillen anfertigen lassen, die allen verliehen werden. Abschließend gibt es noch ein Gruppenfoto und durch das ausgiebige Kicken haben die meisten tatsächlich schon wieder Hunger.

 

Tag 4 – Neue Bekanntschaften

Die noch teils müden Augen werden heute Morgen beim Frühstück schnell groß: Im Hostel werden wir mit einem üppigen Frühstücksbuffet (Fleisch, Ei und Käse in allen Variationen) überrascht. Die Zeitplanung an diesem Morgen ist so locker, dass sich jeder in Ruhe durchprobieren kann.

Vor dem Hostel erwartet uns Marcin Grabowski, ein Vater vom Posener Knabenchor, der uns zwei Stunden lang durch die Stadt führt. Wir erfahren viel Spannendes über die Geschichte der Stadt, die etwa 540.000 Einwohner hat. Unsere Route führt durch die hochbarocke Altstadt, den großen Bauten aus der Zeit der Preußischen Herrschaft, vorbei an imposanten Gebäuden aus dem 20. Jahrhundert und schließlich durch das „Stary Brovar“, einem großen Einkaufszentrum, ehemals eine Brauerei, dass sich das schönste der Welt nennt.

Die nächste Stunde wird in Kleingruppen dazu genutzt, die besten Eisdielen zu finden. Manche verwöhnen ihren Gaumen vor dem Mensa-Mahl auch schon mit einer kleinen Vorspeise. Piroggen sind gefüllte Teigtaschen und gelten hier als Nationalgericht. Die Auswahl an Füllungen ist groß und die vegane Variante begeistert die ganze Kleingruppe. Auf zum Mittagessen! In der Mensa Biesiada gibt es diesmal nach einer Gemüsesuppe Nudelauflauf, Schnitzel oder Fisch. Dazu freuen alle sich über Reis, Kartoffeln und den Johannisbeersirup als Durstlöscher.

Langsam wird die Zeit knapp und wir beeilen uns, um wieder zum Hostel zu kommen. Mit Konzertkleidung und der Technik (das bestellte Taxi kam nicht rechtzeitig) schleppen wir uns durch die Mittagssonne zur kühlen Franziskanerkirche, wo schnell alles für die Probe vorbereitet wird. Zuerst dürfen wir für uns proben, danach kommt unser Gastgeberchor dazu für die beiden gemeinsamen Stücke. Beim letzten Teil der Probe können wir in den Kirchbänken den Posener Chor zuhören. Das Niveau ist fantastisch und hält allen den Atem an. Wir bedanken uns bei dem Chor und dem Dirigenten Jacek Sykulski mit einem Fußball als Gastgeschenk, den alle unserer Sänger signiert haben. Da die Kirche zu einer Abtei gehört, ist vor dem Konzert noch eine Messe und wir haben noch einmal Pause in Kleingruppen.

Nun beginnt ein Wettlauf zu den umliegenden Eisdielen. Manche werden fündig, andere Gruppen nicht. Uns überraschen viele kreative Sorten, Porridge-Banane und Cranberry-Orange sind auf jeden Fall die besten.

Zum Konzert kommen viele Leute und das gemeinsame Singen ist ein großes Erlebnis. Beim gemeinsamen Locus Iste und dem Abendlied von Rheinberger sind alle bewegt von den großen Klängen der über 100 Sänger. Wir nehmen als Souvenir eine Türklinke mit und laden das Gepäck und ein paar kranke Knaben (die Hitze und die Erschöpfung machen sich bemerkbar) im Hostel ab.

In der Mensa gibt es Piroggen! Jedoch sind die vom Mittag auf jeden Fall die besseren. Aufgrund der späten Uhrzeit sind alle sehr erschöpft und der Krankenstand wächst, sodass unser Krankenpfleger Armin schon eine eigene Station eröffnet. (Am nächsten Tag wird es fast allen wieder gut gehen, keine Sorge!). Die morgige Weckzeit wird eine halbe Stunde nach hinten verlegt, um etwas Druck aus dem Kessel zu lassen. Der Tag klingt langsam aus und die neuen polnischen Bekanntschaften sprießen. Für das Konzert dürfen wir uns zurecht feiern.

 

Tag 5 – Das Wetter kippt

Die Zeit vergeht schnell und es ist bereits der fünfte Tag angebrochen – gefühlt sind wir natürlich erst vorgestern in Stuttgart gestartet. Das Frühstücksbuffet wird abgeräumt und der Bus ist schnell beladen. Unser heutiges Ziel: Die Hauptstadt Warschau. Dieses Mal ist die Verkehrslage entspannt und wir kommen gut voran. 

Nach einer Mittagspause bei McDonalds sind wir bald da. Der Bus lässt uns an der Kirche raus, dass wir hier das Tagesgepäck und die Konzertsachen ablegen können. Eine kurze Kleingruppenpause wird dazu genutzt, um sich ein bisschen im angrenzenden Park auszuruhen und zu -toben.

Zurück in der Kirche müssen wir uns noch gedulden, ehe die Probe beginnen kann. Zwei MC haben teils positive Tests. Die Chorleitung entscheidet, dass sich alle, die wollen, sich testen lassen können. Zum Glück sind alle Ergebnisse negativ und nur die beiden Männer werden noch am Abend abreisen. Wir sind in der Trinitatiskirche, der evangelischen Hauptkirche Warschaus. Hier sang schon Frédéric Chopin im Chor und gab einige Recitale. Der klassizistische Rundbau mit einer großen Kuppel ist sehr beeindruckend, hat aber akustische Tücken.

Zunächst singen wir einige Stücke unseres Repertoires an, bevor die Sänger vom Warschauer Knabenchor dazu kommen. Sie unterstützen uns bei drei Stücken aus dem Reiseprogramm und wir singen dazu noch zwei Messsätze des polnischen Komponisten Enkeluhenu. Die Aussprache ist fast perfekt, aber alle haben Spaß.

 Die anschließende Busfahrt zum Hostel führt uns einmal durch die Innenstadt, sodass wir durch die Fenster schon einmal die vielen Hochhäuser bestaunen können. Damit erinnert die knapp 1,8-Millionen-Metropole etwas an Frankfurt und der Kulturpalast an das Empire State Building. Groß ist auch das Hostel, dessen Plattenbau 600 Betten umfasst. Beim Abendessen fühlt man sich an Schulkantinen aus US-Amerikanischen Filmen der 80-er erinnert, zum Glück gibt es Pfeffer separat.

Danach haben wir noch einmal etwas Freizeit, in der die Kleingruppen das umliegende Stadtviertel erkunden können. Auf dem Rückweg werden alle von einem Platzregen überrascht. Wir hoffen morgen auf besseres Wetter. Im Hostel gibt es vor allem 2er-Zimmer, die gut ausgestattet sind und zur Freude aller bereits bezogene Betten haben. Die Nachtruhe ist heute schon um 21:30 Uhr und so können sich alle gut ausruhen.

 

Tag 6 – Swiety, swiety, swiety!

Am ersten Morgen in Warschau schaffen es fast alle aus ihren Betten. Beim Frühstück im Hostel sind alle Jungs von der Pancake-Maschine fasziniert, die aber leider sehr langsam arbeitet und sich somit das Warten auf die Zuckerfladen im Hostienformat nicht lohnt.

Beim gemeinsamen Treffen vor dem Hostel stellen wir fest, dass ein Knabe immer noch schläft und wecken diesen schnell. Wir bewegen uns langsam in Richtung Innenstadt und treffen uns mit fast allen Kleingruppen zu einem Gruppenfoto vor dem Kulturpalast. Dieser monumentale Bau wurde zur Zeit der Sowjetischen Kontrolle von Stalin beauftragt und 1955 fertiggestellt. In ihm sind heute neben mehreren Konzert- und Kongresssälen vier Theater, drei Museen und sogar ein Schwimmbad untergebracht. Im Vergleich dazu ist unsere Liederhalle… provinziell. Viele Kleingruppen besuchen oben die Aussichtsplattform, von der aus man den schönsten Blick über die Metropole hat. Andere nutzen die freie Zeit, um weiter in die Altstadt zu fahren und zwischen den kleinen mediterran anmutenden Gassen und Plätzen eine Kugel Eis zu essen.

Nach und nach trudeln die Grüppchen mittags wieder am Hostel ein und die Laune sinkt schnell: Es gibt noch einmal dasselbe Essen wie am Vortag, nur statt Pommes gibt es dieses Mal wilde Kartoffeln, die aber wie gestern nur mit großen Mengen an Ketchup und Senf Geschmack annehmen. Einige glückliche Kleingruppen haben sich zuvor schon selbst ein Mittagessen organisiert.

Nach einer kurzen Mittagspause fahren wir mit dem Bus zur Trinitatiskirche, wo wir noch einmal in Ruhe proben können. Die Architektur der Kirche bietet viele Möglichkeiten, sich im Raum zu verteilen und wir probieren viele Varianten aus. Unser Konzert beginnen wir auf der Galerie, wo wir im Kreis aufgestellt Pachelbels Magnificat singen.  Bei den nächsten Stücken steht ein Teil der Knaben oben, der andere unten vorne und der Männerchor hinter dem Publikum im Halbkreis. Die Klangillusion klingt fantastisch – Dolby kann einpacken.

Anschließend singen wir kurz vor dem Konzert noch einmal die gemeinsamen Stücke mit dem Warschauer Chor an. Nach einer Pause und einem Obst-Snack ziehen wir uns schnell für unser letztes großes Konzert dieser Reise um. An diesem Abend läuft einfach alles gut. Man merkt, dass wir nun schon fast eine Woche gemeinsam singen und alle hören sehr gut aufeinander. Die außergewöhnliche Akustik und die besonderen Aufstellungen unterstützen den Chorklang bestens. Beim letzten Stück, dem Magnificat von Stanford entwickelt der Chor eine noch nie dagewesene Brillanz und die strahlenden Choreinsätze mischen sich mit den wunderschönen Orgelklängen so gut, dass jeder eine Gänsehaut bekommt. Auch das Gemeinsame Singen mit dem Gastgeberchor macht viel Spaß und unsere Aussprache der polnischen Texte wird sehr gelobt.

Nach einem langen Applaus und einem zweisprachigen Vater Unser für den Frieden in der Ukraine bedanken sich der Chor und der Dirigent Jakub Hutek mit Gastgeschenken. Jeder Sänger erhält eine Tasche mit polnischen Chornoten und einer CD. Uns ist es fast unangenehm, dass wir nur Bleistifte für die Warschauer Jungs haben.

Die Stimmung nach dem Konzert ist gut und der Abbau geht zügig vonstatten, sodass wir schnell mit dem Bus zum Hostel fahren können. Dort haben Herr Burkardt und Frau Suhr Pizza für den ganzen Chor organisiert. Bei Margherita und Hawaii gibt es nur wenige lange Gesichter.

Ein dritter MC, der leider positiv getestet ist, bekommt für die letzte Nacht ein Einzelzimmer soll morgen um 6 Uhr mit dem Zug abreisen. Wir wünschen ihm alles Gute. Auf den Knabenzimmern wird es schnell ruhig – immerhin haben wir morgen fast 10 Stunden Busfahrt vor uns.

 

Tag 7 – Die große Reise

An unserem letzten Tag in Polen packen wir eilig morgens unsere Koffer und stärken uns noch schnell beim Frühstücksbuffet. Dieses Mal sind die Bananen etwas länger gereift und damit keinen Fall für den Kochtopf mehr. In den leer geräumten Zimmern finden sich noch Pullis, Hosen und der ein oder andere Rasierer und nach mehreren Zählversuchen geht die Rechnung auf und alle scheinen es in den Hymbus geschafft zu haben.

Etwa 620 Kilometer liegen nun vor uns und schnell sind im Bus die „Werwolf“- und „Wizard“-Karten ausgepackt, während Bauern und Springer sich auf kariertem Grund bekämpfen. Andere nutzen die lange Zeit, um noch die eine oder andere Stunde Schlaf nachzuholen. Beim ersten Halt an einer großen Tankstelle versuchen die Knaben alles, um ihre restlichen polnischen Zlotys loszuwerden. Schwer bepackt mit Cola, Chips und Cookies geht es wieder in den Bus, wo die Jungs von Herrn Homburg zu einem gemäßigten Koffeinkonsum ermahnt werden. Alle halten sich daran und so verläuft die Fahrt für alle entspannt.

Bei Breslau legen wir eine Stunde Pause ein und diejenigen, die keine Lust mehr auf den gelebten American Dream haben, finden sogar einen Italiener in der Nähe. Bei Görlitz überqueren wir die Lausitzer Neiße und sind nun wieder in Deutschland. Von hier aus ist es auch nicht mehr weit bis Dresden, das wir am frühen Abend endlich erreichen. Nach vielen Stunden im Bus wird die Luft langsam dick und wir freuen uns alle, beim Jugendgästehaus den Bus zu verlassen.

Nachdem alle Zimmer verteilt sind, erwartet uns schon das Abendessen, das wir bei bestem Wetter im Außenbereich der Juhe genießen können. Es gibt Schnitzel mit Erbsen und Salzkartoffeln, dazu ein reichhaltiges Salat- und Brotbuffet, wo für jeden etwas dabei ist. Die verbleibende Zeit in Kleingruppen nutzen alle, um in die zu Fuß erreichbare Altstadt zu gehen. Bei wärmster Abendsonne können Frauenkirche, Schloss und Zwinger besucht werden, jedoch ist das Highlight auf jeden Fall das lange Elbufer, wo sich die Knaben vor großer Canaletto-Kulisse noch einmal austoben können.

Vorbei an der Semperoper geht es zurück ins Hostel. Alle Knaben sollen heute früh ins Bett gehen, da wegen des anstehenden Gottesdienstes der Zeitplan am nächsten Morgen sehr straff sein wird. Wir sind schon gespannt auf das Singen mit den Kruzianern, vor denen wir uns von unserer besten Seite zeigen wollen.

 

Tag 8 – Finale furioso mit 120 Stimmen

Viel zu früh, um 06:30 werden wir aus den Federn gerissen und alle bemühen sich, nach einer halben Stunde mit gepackten Koffern zum Frühstück zu erscheinen. Um die Koffer für 20 Minuten zu lagern, wird eigens ein Transporter angemietet und anschließend das Reisegepäck schon in den Bus für die Rückfahrt verladen.

Vor der Jugendherberge erwarten uns schon Kreuzkantor Roderich Kreile und die Geschäftsführerin des Kreuzchores, die uns den Weg zur Kreuzkirche zeigt, die manche noch von unserer Konzertfahrt 2019 kennen. Alle binden sich im Aufenthaltsraum noch die letzten Krawatten um und die Knaben schlüpfen in ihre Talare, sodass wir schnell in die Kirche können.

Die Kruzianer empfangen uns herzlich und wir mischen uns dort auf der eigenen Chorempore, direkt unter der Orgel. Die Kirche, die mit über 3000 Sitzplätzen die größte Kirche Sachsens ist, beeindruckt uns alle durch ihre geräumige Architektur und die grau verputzen, vom Krieg gezeichneten Wände. In einer kurzen Anspielprobe bleibt gerade einmal Zeit, um den „Geist“ von Bach und unser eigenes Stück von Copland durchzusingen.

Der festliche Gottesdienst mit 1 ¾ Stunden Dauer ist für alle ein großes Erlebnis. Mit viel gesungener Liturgie, Taufe und Abendmahl ist die Predigt noch der kürzeste Teil der lutherischen Messfeier. Nach dem Kreuzgottesdienst erwartet uns schon eine Delegation der Hymnus-Fangemeinde, denn es sind einige Eltern zu diesem Anlass angereist. Wir ziehen uns schnell um und fahren mit der Straßenbahn zum Alumnat des Kreuzchores.

Hier sind wir zum Mittagessen eingeladen – es gibt gutes Hähnchen- und Gemüsecurry im Kruzi-Refektorium. Das Eis als Nachtisch darf hier nicht fehlen. Nach dem Essen nehmen sich einige Kruzianer die Zeit, unsere Kleingruppen über das große Gelände zu führen. Die Sänger hausen hier fürstlich und alle bestaunen die Ausstattung und die professionelle Organisation des Chorbetriebes.

Nach einer Stunde wird es Zeit, in den Bus zu steigen, denn es liegt ja heute noch eine lange Strecke vor uns. In Dresden verabschiedet uns schon ein kleiner Teil der Reisegruppe. Die Ziele von hier aus sind vielfältig. Zwischen Sylt, Berlin und Leipzig ist alles dabei.

Die letzte Fahrt einer Konzertreise ist immer etwas Besonderes. Nachdem die Erlebnisse und Konzerte der vergangenen Tage den Reisechor zu einer Art Familie zusammengeschweißt haben, ist die Fahrt schon Teil des Abschiedes. Auf der einen Seite freut man sich auf das eigene Bett, den Papa, die Mama und die Geschwister, auf der anderen Seite muss man die anderen Hymnusianer verlassen und das außergewöhnliche Tourleben hat demnächst ein Ende. Oft hört man den Satz “ein paar Tage länger würden jetzt nicht schaden” – eine Bestätigung der tollen Gemeinschaft und ein gemeinsames Wir-Gefühl. Das ist das, was den Hymnus und die gemeinsamen Fahrten zu etwas besonderen machen – Die älteren Knaben und Männer kennen dies schon, für einige Jungs ist das neu – man muss es erlebt haben. Die Kirsche auf der Torte ist zuletzt die Rede des ältesten Knaben und des jüngsten Männerchörlers. Hier wird die Reise traditionell mal mehr, mal weniger satirisch aufgearbeitet. Dieses Jahr tragen Malte und Brandon ein Gedicht vor – vielen Dank dafür!

Fast 2 Stunden früher als geplant kommt der Bus in der Birkenwaldstraße an. Der Bus wird ausgeladen, die Eltern werden begrüßt, die Hymnus-Freunde werden im Sonnenuntergang verabschiedet. Die nächste Reise kann kommen!

 

 

Wir als Tagebuch-Team wünschen nun allen noch gute Pfingstferien und wieder einen guten Start in Schule, Studium und Beruf.

Vielen Dank fürs Lesen und Ihre Aufmerksamkeit!

Jakob Würfel, Cassian Schellenberg, Jonathan Langer und Hannes von Bargen

 

Statistiken

… werden nach der Reise ergänzt


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