Tag 7 Finale
Die meisten von uns beginnen den Tag mit einem reichhaltigen Frühstück in den Gastfamilien. Alle helfen mit, damit der Bus schnell beladen kann. Für den Vormittag hat unser Gastgeberchor ein gemeinsames Programm vorbereitet. Geteilt in zwei Gruppen dürfen alle dasselbe machen. Nachdem wir gestern den Singknaben schon einen Fußball geschenkt haben, wird nun gemeinsam gekickt. Eine große Wiese vor den Stadtmauern ist hier ideal. Andere toben sich mit einem Frisbee aus oder kühlen sich an einem naheliegenden Brunnen aus. In der zweiten Gruppe geht es auf den großen Turm der St. Ursenkathedrale. Von dort aus gibt es einen hervorragenden Blick auf Solothurn, die Aare und das Jura.
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Es bleibt nach einem Gruppenfoto noch ein bisschen Kleingruppenzeit. Viele geben ihre letzten Franken für Souvenirs und Köstlichkeiten aus. Besonders beliebt sind Käse, Schokolade und Schweizer Gebäck. Außerdem gibt es einen wunderbaren Wochenmarkt, der sich durch die ganze Altstadt zieht. Zu Mittag gibt es in der Jugendherberge Couscous mit Rote-Bete-Falafel und Joghurt. Alle laufen zum Bus und wir machen uns auf den Weg und fahren 300km nach Stuttgart. Wie uns Karl-Heinz erklärt, verbrauchen wir dabei etwa einen Liter Diesel pro Person. Gegen 17:00 Uhr kommen wir überpünktlich am Chorheim an.
Tag 6 Gemeinschaft haben
Nach drei wunderbaren Tagen in Zürich müssen wir leider auch hier unsere Sachen packen. Die Strecke nach Solothurn ist kurz, sodass wir nach einer guten Stunde schon da sind. Die Barockstadt liegt an der Aare mit Sicht auf den Weissenstein, Solothurns Hausberg. In der Jugendherberge haben die Nudeln wohl schon eine Weile auf uns gewartet und haben den Garpunkt längst erreicht. Trotzdem sind die Linsenbolognese und Hühnersauce dazu lecker. Wir haben ein bisschen Zeit, die Stadt in Kleingruppen zu erkunden. Viele besuchen die prächtige St. Ursenkathedrale, den Bischofssitz des Bistums Basel.  Sonst bummeln viele Gruppen durch die wunderschöne Altstadt oder legen sich ans Flussufer. Für Feinschmecker ist gibt es mehrere Eisdielen, oder in jeder Bäckerei die Solothuner Torte (aufwendige Nuss-Creme-Torte).
Bevor es zur Probe geht, machen wir Ruhepause in der Jugendherberge. Wir proben in der Jesuitenkirche, die der Kathedrale in nichts nachsteht und genauso beeindruckend ist. Dort singen wir alle Stücke an und üben uns im Distanzsingen. Unser Organist ist am anderen Ende der Kirche ganz oben im vierten Stock, aber wir finden schnell zusammen. Zum Schluss der Probe kommen die Solothurner Sängerknaben und wir üben mit Tobias Stückelberger einen südafrikanischen Gesang ein. Das macht allen riesigen Spaß und die Choreografie fesselt alle. Im Chorheim direkt nebenan hat man für beide Chöre Risotto (perfekter Biss!) gekocht, welches wir draußen gemeinsam essen. Wir verstehen uns bestens mit den Gastgebern und kommen sofort in netten Austausch.Â
Im Konzert singen die Singknaben zunächst ein beachtliches Konzert mit Werken von Tallis, Kaminski und Dvorak. Tobias (man duzt sich hier) dirigiert fantastisch und die Knaben singen wirklich toll. Wir legen in unserem Block auch ein würdiges Finale hin und überraschen das Publikum mit dem Schlussstück.
Am Abend werden die meisten von uns in Gastfamilien des Chors einquartiert, nur einige wenige gehen in die Jugendherberge. Die beiden Männerchöre treffen sich abends noch zu einem Grillfest. Wir freuen uns sehr auf den Gegenbesuch beim Knabenchorfestival diesen Herbst in Stuttgart!
Tag 5 Hitzig!
Mit einem üppigen Frühstück beginnen wir wieder den Tag. Nachdem sich alle fertig gemacht haben, bringt uns der Busfahrer (immer noch Karl-Heinz) zum Probenlokal der Züricher Sängerknaben. In einem großen warmen Probensaal, der baulich einige Ähnlichkeiten zu unserem Behnisch-Bunker hat, gehen wir in Ruhe noch einmal unser Reiserepertoire durch.
Mit einem Spaziergang durch die Mittagssonne machen wir uns wieder auf den Weg zur Jugendherberge. Dieser führt uns durch einige Wiesen und Parks durch die Randbezirke der Stadt und alle tanken ausreichend Sonne. Zu Mittag gibt es Gemüsereis mit Fleisch oder Cashewnüssen. Es gibt zum Nachwürzen neben einigen anderen Pasten auch Sriracha-Sauce – zur Freude des MCs. Nun sind 90 Minuten Mittagspause angesetzt, über die sich alle freuen.
Alle packen ihre Konzertkleidung und wir fahre zur Augustinerkirche. Der Mittelalterliche Bau beherbergt die Christkatholische Gemeinde Zürichs, die Schweizer Altkatholiken. Der Hymnus probt zunächst das eigene Programm und treffen dann auf die Züricher Sängerknaben, unsere Gastgeber. Gemeinsam proben wir ein Stück von Mendelssohn, welches Herr Homburg dirigieren darf. Vor dem Konzert sind wir zu einem gemeinsamen Abendessen im Obergeschoss eines nahegelegenen Kaufhauses eingeladen. Am All-you-can-eat-Buffet herrscht reges Treiben und es dauert lange, bis 120 Sänger das richtige auf ihren Tellern haben, was sie auch essen wollen. Dass ausgerechnet die Pommes nicht schnell genug nachgefüllt werden können, macht so manchen ungeduldig. Wir schaffen es gerade so, rechtzeitig aufzuessen und uns schnell umzuziehen.
Das Konzert beginnen die Züricher Sängerknaben. Wir bewundern ihr ausdrucksstarkes Singen unter der souveränen Leitung Konrad von Aarburgs. Die Aussprache zweier deutscher Motetten lässt so manchen schmunzeln, da insbesondere die Schwalaute im Schwyzertüütsch unterrepräsentiert zu sein scheinen. Trotzdem liefern sie uns eine wunderbare Vorlage, an die es nun anzuknüpfen gilt. Wir schlagen uns wacker durch das Programm und unser Organist muss in der heißen Kirche (30° C Außentemperatur) viele Wege zwischen der großen Orgel und der Continou-Truhe zurücklegen. Jedoch ist bei allen Elan zu spüren und wir singen das letzte Stück (The battle of Jericho) sogar einen Ganzton höher als notiert. Als Gemeinsamer Höhepunkt erklingt Mendelssohns „Herr, nun lässest du deinen Diener“ in voller Klangpracht. Nach dem Konzert werden CDs, Pins und ein signierter Fußball zwischen den Chören ausgetauscht.
Spät geht es zurück zur JuHe und alle müssen Schlaf und Energie für unser letztes Konzert morgen sammeln.
Tag 4 Bis dänn flüsst na viel Wasser d’Limmat durab
Die Sonne kitzelt uns schnell aus dem Schlaf und alle eilen hungrig zum Frühstücksbuffet. Hier stechen Birchermüsli, Weichkäse und Walnussbrot besonders hervor. Der Bus bringt uns schnell an das Ufer des Zürichsees, wo wir ein Boot besteigen dürfen. Neunzig Minuten lang machen wir eine Rundfahrt auf dem Wasser. Das Wetter ist hervorragend, nur etwas Dunst nimmt uns die klare Sicht auf die Alpine Landschaft. Die meisten genießen das Sonnendeck, der Rest spielt im Schatten Karten. Vom Boot aus lässt sich nicht nur der Blick auf Zürich bestaunen, sondern auch die Villen am Ufer, die alle auch als Filmkulisse dienen könnten.
Zum Mittagessen geht es noch einmal in die Jugendherberge. Dort gibt es Pasta mit Brokkoli und wahlweise Fleischpflanzerl oder Pflanzfleischerl gibt. Viel Zeit für eine Mittagspause gibt es nicht, da sich nun alle, verteilt in Kleingruppen, sich in die Stadt aufmachen.
Viele Gruppen besuchen das Lindt- oder das Fifa-Museum. Beide sind groß und sehr interaktiv. Die Knaben haben großen Spaß, verschiedenste Schokoladen zu probieren oder sich im Fußball zu üben. Andere besteigen die einen Turm des Grossmünstes, der Wirkungsstädte des Reformators Zwingli. Von oben gibt es eine wunderbare Aussicht auf Zürich. Die Limmat lädt dazu ein, sich ans Flussufer zu setzten und Schwäne zu beobachten. Das Wetter lädt dazu ein, eine Kugel Eis zu essen (4 CHF) und sich anschließend in einen der Parks ans Seeufer zu setzen. Wir müssen leider gehen, wenn es am schönsten ist, und begeben uns zurück zur JuHe. Zum Abendessen gibt es Schnitzel mit Reis und Gemüsesauce, welches leider nicht ganz mit dem Standard der vergangenen Mahlzeiten mithalten kann. Wir lassen den Abend bei Fuß- und Spikeball auf einem gegenüberliegenden Sportplatz ausklingen und hoffen alle, morgen ohne Sonnenbrand aufzuwachen.
Tag 3 Grüezi!
Der Tag beginnt mit einer zusätzlichen halben Stunde Schlaf, die uns die Chorleitung gestern Abend versprochen hat. Die Schlange zum Frühstück ist heute morgen viel kürzer und niemand muss lange auf sein Essen warten. Im Anschluss packen alle ihre Sachen und räumen die Zimmer. Mit dem Bus geht es nun endlich in die Schweiz und wir kommen nach etwa zweieinhalb Stunden in Zürich an.
Das geräumige Foyer der Jugendherbergt strahlt gleich Schweizer Eleganz aus. Zu Mittag gibt es hier Gnocchi mit Zitronen-Rahmsauce, wahlweise mit Speck, und dazu Salat und Vanille-Schaumcrème. Es bleibt danach ein bisschen Pausenzeit für Tischkicker, Flipper oder Sonnen im Garten.Â
Wir steigen wieder in den Bus und fahren eine gute Stunde lang nach Schaffhausen. In der Kirche St. Johann treffen wir uns zu einer Probe. Die Ausstattung Schweizer Kirchen ist erstaunlich – es gibt sogar eine fahrbare Bühne, was wir sonst nur aus der Liederhalle kennen. Nach der Probe gibt es noch einmal eine Mini-Busfahrt, die uns in einen Gemeinderaum bringt, wo auf uns alle Pizza wartet. Beim Umziehen wird festgestellt, dass zwei MCler ihre Anzugtasche nicht finden können. Mit etwas Improvisationstalent und einer spontanen Kleiderbörse sehen wir am Ende aber alle fernsehtauglich aus.
Das Konzert in Schaffhausen läuft gut und das begeisterte Publikum applaudiert sogar nach jedem Stück. Nach einem kleinen Stadtspaziergang finden wir den Bus, der uns noch wieder zurück nach Zürich bringt. Die Zimmer werden ganz schnell verteilt und alle freuen sich sehnsüchtig auf den morgigen freien Tag in der Stadt.
Tag 2 Klatschen im Akkord
Heute morgen muss alles schnell gehen. Nach erfolgreichem Wecken um 07:00 werden wir von einer riesigen Schlange am Frühstücksbuffet überrascht. Offensichtlich sind wir nicht die einzigen frühen Vögel. Vor uns steht eine französische Rentner*innengruppe, sowie weitere Jugendgruppen und Familien, die sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Schließlich bekommen alle ein Frühstück und jeder Schlaftrunkene auch seinen Kaffee.
Wir fahren nach Salem-Mimmenhausen zur Liebfrauenkirche (asymmetrisches Betonparadies, Baujahr 1969). Es wird schnell ein- und angesungen, bevor wir einen ökumenischen Gottesdienst mitgestalten dürften. Den tosenden Applaus und den überschwänglichen Dank von Dekan Peter Nicola nehmen wir dankend an, obwohl ab und zu die Einschwingvorgänge unserer Stimmbänder noch etwas länger waren.
Der Bus bringt uns sicher nach Meersburg zum Mittagessen wieder in der JuFa. Heute gibt es Spaghetti Bolognese, Gnocchi in Gorgonzolasauce und Gemüsecurry. Mit Karl-Heinz bekommen wir einen neuen Busfahrer, der uns auch noch einmal ausführlich belehrt.
In Überlingen finden wir die Franziskanerkirche (ursprünglich gotische Abtei, 1766 aufwendig barockisiert) nach kleinen Anlaufschwierigkeiten. Dort proben wir kurz mit dem Orchester und geben nun endlich nach kurzer Pause unser erstes großes Konzert. Es gibt Auszüge unseres A-capella-Programms, bevor wir mit dem Orchester und Soli gemeinsam die Kantate „Meine Seele erhebt den Herrn“ BWV 30 aufführen. Die Kirche ist gut gefüllt und der Applaus ist so groß, dass wir sogar zwei Zugaben geben.
Zum vierten Mal steigen wir in den Bus und fahren zurück nach Friedrichshafen. Dort gibt es Pizza für alle im Garten der JuHe. Alle werden satt und es bleibt trotzdem kein Stück übrig. Chapeau! Bis zur Bettruhe toben sich die meisten auf dem Fußballplatz aus.
Tag 1 Ist das überhaupt eine Reise?
Etwa 200 Kilometer liegen vor uns. Die Frage, warum wir uns dafür heute um 07:45 Uhr am Chorheim treffen müssen, scheint doch berechtigt zu sein. So trudeln also spätestens gegen 08:15 allmählich die Sänger in der Birkenwaldstraße ein und warten bei Nieselregen auf den Bus. Die Koffer werden eingeladen, die Plätze eingenommen, die Türen schließen sich und die Eltern und Geschwister draußen fangen an zu winken. Nach 7 Minuten werden die Arme langsam müde. Drinnen hören wir vor der Abfahrt einen großen Monolog unseres Busfahrers, der uns zu allen Risiken aufklärt und zu sämtlichen Sicherheits-  und Verhaltensregeln Belehrungen vorträgt.
Die Fahrt geht erstaunlich schnell. Viele holen noch versäumte Schlafstunden nach oder studieren den Reisekalender. Gegen 11 Uhr kommen wir in Meersburg an und begeben uns in das Droste-Hülshoff-Gymnasium (ein altes Seminargebäude mit elitärem Touch). Musiklehrer und Bachliebhaber Matthias Klemm heißt uns willkommen und führt uns in die Schulkapelle, die mit Rokoko-Schnickschnack überladen ist. Wir arbeiten uns eine gute Stunde lang durch Mozart, Sixten und Bach, bevor es Mittagessen gibt. Bei Schnitzel, Spätzle und veganem Curry ist für alle etwas dabei. Insbesondere das Nachspeisenbuffet (Südfrüchte, Kuchen und Mousse au chocolat) begeistert alle.
Während das Orchester schon probt, haben wir noch etwas Zeit, Meersburg zu erkunden. Das Highlight ist eine Führung durch die alte Burg. Am Nachmittag treffen wir uns wieder in der Kapelle und proben mit dem Bodensee-Bachkantaten-Ensemble (ein Telefonorchester unseres Gastgebers, irgendwo zwischen Handel‘s Company und dem Hymnus-Familien-Orchester). Doch diese machen ihren Job solide und stellen uns teils sogar in den Schatten.
Auf dem Weg zum Abendessen in Friedrichshafen fährt der Hymbus sogar durch Fischbach, womit ein altes Rätsel seine Lösung gefunden hat. In der JuHe freuen sich alle auf das Gulasch (mit Fleisch oder Gemüse). Am Abend gibt es einen großen Kick und manch einer geht sogar zum See, der nur wenige Minuten entfernt ist. Die Sonne spiegelt sich und verschwindet irgendwann im Wasser. So schön und doch haben wir nicht einmal das Ländle verlassen.
